Reiseziel Erde
Reiseinfos - Reiseplanung - Insidertipps

Balsam für Seele & Ohren: Sound Trips durch Kyoto

news bild © Kyoto City Tourism Association

Kyoto besitzt mehr als 2.000 Tempel und Schreine. Diese schier endlose Auswahl kann vor allem Erstbesucher schnell überwältigen. Eine Verbindung zwischen klassischer Stadtbesichtigung und meditativer Reise machen so genannte Sound Trips möglich, die seit 2020 in Kyoto angeboten werden. Durch die Einbindung von Naturgeräuschen, Gesängen und Musik lassen sich Kyotos Tempel und Schreine nicht nur aus neuen Perspektiven, sondern vor allem auch bewusster und entschleunigt erleben.

Bisher sind die Sound Trips an drei Orten in Kyoto verfügbar: im Sanzen-in Tempel, im Mibu-dera Tempel und im Kifune Schrein. Vor Ort nimmt man auf einem speziellen Holzpodest Platz. An eine Informationstafel sind Kopfhörer angeschlossen, die Aktivierung des spirituellen Soundtracks erfolgt per Knopfdruck. Die Klangboxen sind so aufgestellt, dass der Blick der Benutzer auf eine bestimmte Perspektive des Tempels oder Schreins gelenkt wird, die die Wahrnehmung des Ortes und die Meditation zur Musik bestmöglich unterstützt. Die Nutzungsgebühr beträgt 300 japanische Yen (circa 2,50 Euro), in Form einer Spende an die Mönche. Informationstafeln geben Auskunft über geschichtliche Hintergründe der Sehenswürdigkeiten und auch zur Entstehung des „Kyoto“-Soundtracks.

Sanzen-in Tempel: Mönchsgesänge zwischen Moosgärten und Nationalschätzen
Der Sanzen-in Tempel liegt in Ohara, am nordöstlichen Rand Kyotos, und ist ein wahrer Wandertempel. Seit seiner Gründung im Jahr 860 wurde er mehrmals verlegt, unter anderem nach Sakamoto am Fuße des Berges Hiei-zan und in den Kyotoer Bezirk Murasakin. Während der Meiji-Ära (1868-1912) fand er seinen heutigen, finalen Standort in Ohara. Bekannt ist der Sanzen-in Tempel für seinen schönen Moosgarten und eine Dreiergruppe von japanischen Amida-Buddhafiguren, die als Nationalheiligtum gelten. Ein Sound Trip durch den Sanzen-in Tempel in Ohara lässt Reisende auch in den Genuss eines einzigartigen Klangerlebnisses kommen: des Tendai Shomyo. Der Soundtrack des Sanzen-In Tempels verbindet den feierlichen Gesang des Shomyo mit Naturklängen aus Ohara, wie beispielweise Vogellauten oder dem Plätschern eines Flusses und den Geräuschen des Otonashi-no-Taki, einem vielbesungenen Wasserfall Oharas.

Mibu-dera Tempel: Ruhestätte für Patrioten und eintausend Buddhas
Der Mibu-dera Tempel in Kyoto stammt aus dem Jahr 991 und wurde durch den Mönch Kaiken zu Ehren seiner verstorbenen Mutter errichtet, der den Schrein der Kinderschutzgöttin, Jizo-Bosatsu, widmete. Genutzt als Militärposten gegen Ende der Edo-Epoche im späteren 19. Jahrhundert, ist der Tempel auch ein Friedhof japanischer Kriegsgefallener – hier liegen die Gräber vieler herrenloser Samurai, die ebenfalls besucht werden können. Der Tempel besitzt eine Stupa, die eine sehenswerte Sammlung von eintausend Buddhas aus der Muromachi-Ära (1336-1573) umfasst. Der hier zu hörende Tempel-Soundtrack bezieht verschiedene Wasserquellen aus der Umgebung in seine musikalische Interpretation mit ein: so wird der Klang des Orchesters mit Geräuschen eines Teichs nahe des Friedhofs untermalt, mit Tönen sprudelnder Quellen, herabfallenden Regens oder durch Wasser, dass auf Jizo-Buddha-Statuen gegossen wird. Die Klangbox im Mibu-dera Tempel steht in der Halle direkt vor dem Dreigestirn der hiesigen Amida-Buddhas.

Kifune Schrein: von gelben Booten und Drachenhöhlen
Mit einem geschätzten Alter von mehr als 1.600 Jahren ist der Kifune-jinja älter als Kyoto selbst. Der kleine Schrein liegt in den Bergen nordöstlich der Stadt und ist vor allem ein beliebtes Sommerausflugsziel der Einheimischen, die der Hitze der Großstadt entfliehen. Fotografen aus aller Welt schätzen den Schrein auch wegen seines hübschen von roten Holzlaternen gesäumten Steinpfades, der an zwei Seiten hinauf zum Heiligtum führt. Der Shinto-Schrein ist dem Wassergott Takao-Kami-no-Kami geweiht, der der Legende nach einst in einem gelben Boot nach Kifune kam und als drachenähnliche Gestalt verehrt wird. Auch heute noch reisen Sakebrauer und Landwirte aus ganz Japan hierher, um für Erfolg bei der Ernte und im Geschäft zu beten. Auch dieser Sound Trip steht in Zeichen des Wassers und nutzt die Klänge des umliegenden Flusses Kibune, aber auch das Rauschen der Wälder vor Mount Kibune-Yama. Ergänzt wird der Soundtrack durch Chugaeri, Geräusche die aus der "göttlichen Drachenhöhle" des Kifune-jina stammen sollen.

Die Kyoto Sound Trips entstanden in Zusammenarbeit mit verschiedenen japanischen Musikschaffenden. So war unter anderem Klangschöpfer Yoshi Horikawa beteiligt, der den Mönchsgesang des Sanzen-in Tempel neu interpretierte. Für den Mibu-dera Tempel engagierte man die in Berlin wohnhafte Künstlerin Kyoka, die sich zeitgenössischer elektronischer Musik widmet. Die Musik des Kifune Schreins entstand in Kooperation mit der Gruppe KOM_I (Wednesday Campanella) & Oorutaichi.

Mehr Infos zu KyotoLetzte Aktualisierung am 09.10.2020
Zurück zur Übersicht

Anzeigen

Kontakt
Datenschutz
Impressum